...
spült quietschsauber... putzt so sauber, daß man sich drin
spiegeln kann... bringt streifenfreien Glanz... dann klappt's auch mit
dem Nachbarn... denn nur was richtig sauber ist, kann richtig glänzen...
wäscht porentief sauber... nicht nur sauber, sondern rein... beseitigt
Schmutz und Bakterien... bevor Geruch entsteht... antibakteriell. hygienisch.
sauber!
PutzWahn
-
so der Titel einer Ausstellung von Dunja Khalil und Peter Clouth in
der Produzentengalerie plan.d.
Blitzeblanke U-Bahnhöfe, frisch gefegte Einkaufsstraßen,
staubfreie Büroetagen und glänzende Glasfassaden. Sauberkeit
muß sein, denn im Dreck lebt nur, wer arm ist, oder krank oder
faul. Das will niemand sein. Und so wirbeln "der General"
und "Meister Propper" Schulter an Schulter über das Parkett,
und wischen am Ende noch den lieben Kleinen den Lutschedaumen mit einem
antibakteriellen Kleenex ab. Keimfrei soll es sein!
Fragt
sich: Wer macht hier eigentlich sauber?- Zigtausende von Menschen verdienen
ihre Brötchen damit, den Dreck anderer zu beseitigen. Während
Sauberkeit für die Repräsentativität von Kleidung und
Räumen unerlässlich ist, rangieren diejenigen, die sie herstellen,
in der Skala gesellschaftlicher Anerkennung ganz unten. Putzen ist eine
Dienstleistung, die oft unsichtbar, manchmal sogar heimlich, wie bei
den Heinzelmännchen erbracht wird: nachts, nach Büroschluß
oder früh morgens, bevor die Geschäfte wieder öffnen.
Wenn die Lichter angehen, ist alles wieder sauber.
Peter Clouth will deshalb der unbekannten Putzfrau ein Denkmal setzen,
gerahmt von Fotos "unbekannter Reinigungskräfte", die
in Hotel-Lobbys, Wohnzimmern und Supermärkten mit allerlei Gerätschaften
für Ordnung sorgen. Besonders gelungen die Serie "Putzen im
virtuellen Raum": Hat sich schon einmal jemand Gedanken darum gemacht,
wer eigentlich den ganzen Mist wegräumt, wenn man im Castle Wulfenstein
all die Nazis und Zombies niedergemetzelt hat? Vermutlich eine virtuelle
Raumpflegerin bzw. ein Putzmann, die in diesen Bildern genauso anonym
bleibt, wie in allen andern auch.
oben
|
|
Dunja Khalil's "work in progress" dokumentiert die Sisyphusarbeit
des Abwaschens. Ihre ursprünglich treffender als "mein Spül-Leben"
betitelten Objektkästen zeigen die abgenutzten Scheuerseiten von
Spülschwämmen aus den letzten drei Jahren, und wenn man genau
hinsieht, scheint die ein oder andere Ketchup-Kruste durchaus hartnäckig
gewesen zu sein. Zur Vernissage am 23. August und zur Finissage am 12.
September zeigt sie zusätzlich die Videoinstallation "Fensterputzen",
die vom hartnäckigen Kampf für streifenfreien Glanz zeugt.
Die Produzentengalerie plan.d., die vor einigen Jahren aus regelmäßigen
Küchentischgesprächen ehemaliger Akademie-SchülerInnen
entstand, sucht die Auseinandersetzung mit KünstlerInnen aus anderen
Ländern und Städten, weshalb die Ausstellungen jeweils von
einem plan.d. Künstler bzw. einer Künstlerin und einem Gast
konzipiert werden, im Falle von PutzWahn von Dunja Khalil, die in Berlin
und Kairo lebt. Für die im September folgende Ausstellung haben
sich zwei Künstler zusammengefunden, die dem Werk Joseph Beuys'
hinsichtlich seiner anthroposophischen Bezüge kritisch auf den
Zahn fühlen wollen.
Im nächsten Jahr feiert die plan.d. produzentengalerie ihr fünfjähriges
Bestehen und wird dafür einen Kunstpreis ausloben. "Künstler,
Freunde und Artgenossen" sind aufgerufen, einen Handschuh zu gestalten,
die dann am 7. Februar in einer Ausstellung präsentiert werden.
Der/die DesignerIn des Sieges-Handschuhs wird mit der Finanzierung einer
Postkarte in 1000er Auflage beglückt.
zurück
zum Putzwahn
|