coolibri - September 2003 von Gudrun Ewald

 

"Putzwahn"

Manche tun´s, manche nicht

Falsch, es geht hier nicht um Sex. Wenngleich vor einigen Jahren dem Saubermachen eine erotische Note aufgedrückt wurde. In der Ausstellung "Putzwahn" geht es um Aspekte des Putzens im allgemeinen. Und - auch wenn der Ausstellungstitel anderes vermuten lässt - haben die beiden Künstler Dunia Khalil und Peter Clouth eines gemein: Sie tun es eher nicht.

Nun suggeriert "Putzwahn" ja erst einmal, man wolle sich hier mit den übertriebenen Formen des Reinigens auseinandersetzen. Mit dem bedingungslosen Einsatz von Sagrotan beispielsweise. Dem ist nicht so. Vielmehr geht es um die Allgegenwärtigkeit des Putzens einer- und die vielen Namenlosen andererseits, die in öffentlichen Räumen für Sauberkeit sorgen. "Unbekannte Reinigungskräfte" nennt Peter Clouth eine Fotoserie, in der er im Grunde nichts anderes macht, als dem "Wegwischen" entgegenzuwirken. Zu sehen sind Orte und Räume, U-Bahnhöfe, Schulen oder virtuelle Räume, an und in denen geputzt wird. Auf allen Fotos ist nur der Umriß eines putzenden Menschen zu sehen. Das Fotoformat 9 x 13 ist dabei wohltuend und witzig zugleich.

 

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In ihrer Arbeit "Mein Spül-Leben" zeigt Dunia Khalil eine stattliche Sammlung gebrauchter Spülschwämme, die sie seit nunmehr drei Jahren vor dem Mülltod bewahrt und in Schaukästen nicht für die Ewigkeit, aber doch wenigstens vor dem Staub (!) der Zeit gerettet hat. Clouths Mobile aus Bambus, Faden und Fotos auf Karton ruft nocheinmal in Erinnerung, gegen was der Putzende denn im Allgemeinen so anputzt: Bakterien, Mehlkäfer oder die gefürchtete Kakerlake. Über die Fotos, Papier im weiteren Sinne, kommen wir schließlich zu Clouths eigentlichem Arbeitsmaterial, der Pappe, einem Werkstoff, den er "intelligent" findet. "Das Denkmal für die unbekannte Putzfrau", ein mannshohes flächiges Objekt mit vier Seiten aus diesem Material, das Clouth aus Zeitgründen mit der Maschine schneidet. Die Putzende hält vier verschiedene Utensilien in der Hand, neben dem Putzgerät auch einen Apfel und eine Peitsche. Wofür letztere steht, darf sich jeder selbst ausmalen.

Dunia Khalil / Peter Clouth, Putzwahn, bis 12.9., plan.d. produzentengalerie, Erkrather Str. 88, Mi. 17-21, Sa. 16-20 Uhr.

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