Rheinische Post - 02.09.2003 - kultur-tipp Ausstellung - von sfi

In der Galerie "plan.d."

Denkmal für die unbekannte Putzfrau

Oberbilk/Flingen-Süd. Muss oder Muße, Leid oder gar Lebensaufgabe? Jeder kennt die mehr oder minder alltägliche Handlung des Putzens. Die beiden Künstler Dunia Khalil und Peter Clouth haben sich der Frage gestellt und sind in ihrer Ausstellung in der Produzentengalerie "plan.d." zu dem Ergebnis PutzWahn" gekommen.
Kritisch wie humorvoll nähert sich der Düsseldorfer Informationsdesigner Clouth dem täglichen Kampf gegen Schmutz, einer - wie er zeigt - Dienstleistung, die vorwiegend von Frauen ausgeführt wird, die jedoch eigentlich aus Reinigungsritualen hervorgegangen ist, um die körperliche und geistige Reinigung zu erfahren und zu bewahren. Allerdings beweist seine Wellpappen-Plastik "Denkmal für die unbekannte Putzfrau", dass die Reinigung längst auf körperliche Arbeit reduziert zu sein scheint, verbunden mit allerhand Materialien. Denn die Figur spiegelt nicht nur die Putzfrau als solche, vielmehr ganz andere Facetten, die von geistig moralischer Reinheit weit entfernt sind. Nicht zuletzt deuten die beiden Mobiles sowie die anderen fotomontierten Insekten über ihr, die sicher niemand gerne zur Untermiete hätte, auf die ausufernde Produktpalette der Hygiene-Industrie hin. Doch rufen diese Sauberkeit versprechenden Instrumente nicht vielmehr Allergien hervor und züchten eine Arme dagegen resistenter Insekten heran?, so Clouths leise Fragen zwischen den Werken. Putzen braucht Zeit, und die sollte sich der Besucher in jedem Fall nehmen, um dem "plaudernden Putzlappen" an der Wand zu lauschen. Doch ist Vorsicht geboten, denn die drei kleinen Wischmopp-Roboter am Boden verrichten ihre Aufgabe putzig.

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Dialogartig wirkt die 68-teilige Arbeit "Mein Spül-Leben" von Dunia Khalil. Die in Berlin und Ägypten lebende Künstlerin hat gut drei Jahre die grünlich, letzlich grauen Unterseiten von Putzschwämmen gesammelt und sie in Einzelvitrinen ausgestellt. Jeder Schwamm berichtet seine Lebensgeschichte. Und mal ehrlich, wer kennt das Ausschrubben eines angebrannten Topfes nicht? Diese und viele Alltagsgeschichten erzählt ihre Serie in Konversation mit der gegenüberstehenden Arbeit von Clouth. Er hat nämlich auf 60 Kleinbildern jeweils eine graue Figur mit rotem Umriss montiert. Sie alle putzen an fast allen Orten der Welt in allen erdenklichen Posen. Animiert von Khalils Putz-Videoinstallation hätte so mancher Besucher der Eröffnung gerne mitgeholfen.

Noch bis 12. September, plan.d, Erkrather Straße 88, Mi. 17-21 Uhr, Sa. 16-20 Uhr, und nach telefonischer Vereinbarung 0211-7300257

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