Rheinische Post - 03.09.2003 - Klaus Sebastian

Die Ausstellung "Putzwahn" in der Produzentengalerie "plan.d." mit Wischmopp-Monstern und Mobiles

Oberflächlich rein, aber nicht porentief eingedrungen

An putzigen Mobiles unter der Decke baumeln die Plagegeister, denen man in der Produzentengalerie plan.d. nun künstlerisch zu Leibe rücken will: Schaben, Flöhe und andere Parasiten schweben über den Köpfen der Besucher. Da keine echten Insekten zum Einsatz kommen, hält sich der Gruseleffekt freilich in Grenzen. Wissenschaftliche Fotos von Ungeziefer machen nun mal keine Gänsehaut; sie wecken allenfalls Interesse. Überhaupt verharren die Objekte, die hier zum Thema "Putzwahn" versammelt sind, allesamt in vorsichtiger Distanz zum Betrachter - wie Insekten im Schaukasten eines Natur-kundemuseums.

Dunia Khalil präsentiert ihre eigenhändig abgeschabten Kratzflächen von Spül-schwämmen schön ordentlich hinter Glas. Der Düsseldorfer Künstler und Online-Designer Peter Clouth lässt seine im Internet gefundenen virtuellen Räume von anonymen, guten Geistern reinigen - wie praktisch. Die schablonenhaften Putzkräfte wurden vom Künstler nachträglich am Computer in die Interieurs montiert.

 

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  Das Denkmal einer unbekannten Putzfrau baut sich auf

Putzmunter und real baut sich hingegen das "Denkmal der unbekannten Putzfrau" mitten im Raum auf. Die sauberen Formen der allegorischen Scheuerfrau (mit Staub-sauger, Schrubber und Peitsche bewaffnet) hat Clouth aus dicker Wellpappe ausgeschnitten. Auch die aus karierten Küchenhandtüchern geschneiderte Unterwäsche wirkt stubenrein und weich gespült; die Boxershorts werden vermutlich dennoch nicht so angenehm auf der Haut liegen.

Ferner sorgt eine Putzkolonne aus ferngesteuerten Wischmopp-Mondfahr-zeugen für astreine Unterhaltungseinlagen. Vor allem die Kinder der Ausstellungs-besucher seien von den über den Boden krabbelnden, fransigen Ungeheuern begeistert, erzählt Peter Clouth. "Kinder langweilen sich eben rasch bei Ausstel-lungseröffnungen". Seine schmuddeligen Putzmonster erinnern in ihrer geduckten Form wiederum an jene Insekten, die oben an der Decke brummen, womit sich der Kreis von Putz und Schmutz wieder schließt.

Zum Thema "Arterhaltung" wollen sich die Künstler der Produzentengalerie plan.d. in diesem Jahr mit Werken und Taten äußern. Die humorvoll-distanzierte Inszenierung von Khalil und Clouth reizt schon mal zum Schmunzeln, dringt aber nicht porentief in den "Weißer geht´s nicht"-Mythos ein. Der Ordnungs- und Reinheitswahn wird hier nur oberflächlich angekratzt. Folgerichtiger Kommentar eines besuchers im Gästebuch: "Putzig!"

 

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