Die
Ausstellung "Putzwahn" in der Produzentengalerie "plan.d."
mit Wischmopp-Monstern und Mobiles
Oberflächlich
rein, aber nicht porentief eingedrungen
An
putzigen Mobiles unter der Decke baumeln die Plagegeister, denen man
in der Produzentengalerie plan.d. nun künstlerisch zu Leibe rücken
will: Schaben, Flöhe und andere Parasiten schweben über den
Köpfen der Besucher. Da keine echten Insekten zum Einsatz kommen,
hält sich der Gruseleffekt freilich in Grenzen. Wissenschaftliche
Fotos von Ungeziefer machen nun mal keine Gänsehaut; sie wecken
allenfalls Interesse. Überhaupt verharren die Objekte, die hier
zum Thema "Putzwahn" versammelt sind, allesamt in vorsichtiger
Distanz zum Betrachter - wie Insekten im Schaukasten eines Natur-kundemuseums.
Dunia
Khalil präsentiert ihre eigenhändig abgeschabten Kratzflächen
von Spül-schwämmen schön ordentlich hinter Glas. Der
Düsseldorfer Künstler und Online-Designer Peter Clouth lässt
seine im Internet gefundenen virtuellen Räume von anonymen, guten
Geistern reinigen - wie praktisch. Die schablonenhaften Putzkräfte
wurden vom Künstler nachträglich am Computer in die Interieurs
montiert.
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Das
Denkmal einer unbekannten Putzfrau baut sich auf
Putzmunter
und real baut sich hingegen das "Denkmal der unbekannten Putzfrau"
mitten im Raum auf. Die sauberen Formen der allegorischen Scheuerfrau
(mit Staub-sauger, Schrubber
und Peitsche bewaffnet) hat Clouth aus dicker Wellpappe ausgeschnitten.
Auch die aus karierten Küchenhandtüchern geschneiderte Unterwäsche
wirkt stubenrein und weich gespült; die Boxershorts werden vermutlich
dennoch nicht so angenehm auf der Haut liegen.
Ferner
sorgt eine Putzkolonne aus ferngesteuerten Wischmopp-Mondfahr-zeugen
für astreine Unterhaltungseinlagen. Vor allem die Kinder der Ausstellungs-besucher
seien von den über den Boden krabbelnden, fransigen Ungeheuern
begeistert, erzählt Peter Clouth. "Kinder langweilen sich
eben rasch bei Ausstel-lungseröffnungen". Seine schmuddeligen
Putzmonster erinnern in ihrer geduckten Form wiederum an jene Insekten,
die oben an der Decke brummen, womit sich der Kreis von Putz und Schmutz
wieder schließt.
Zum
Thema "Arterhaltung" wollen sich die Künstler der Produzentengalerie
plan.d. in diesem Jahr mit Werken und Taten äußern. Die humorvoll-distanzierte
Inszenierung von Khalil und Clouth reizt schon mal zum Schmunzeln, dringt
aber nicht porentief in den "Weißer geht´s nicht"-Mythos
ein. Der Ordnungs- und Reinheitswahn wird hier nur oberflächlich
angekratzt. Folgerichtiger Kommentar eines besuchers im Gästebuch:
"Putzig!"
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